Medikamente gegen den Haarausfall: Was hilft, was nicht?

Haarausfall stellt die Betroffenen vor ein Problem. Das lichter werdende Haar ist vor allem eine kosmetische Herausforderung. Während die lichten Stellen am Anfang noch gut kaschiert werden können, sind sie mit zunehmendem Verlauf des Haarausfalls von außen immer stärker sichtbar. Bei vielen Menschen, die unter Haarausfall leiden, stellt sich daher frühzeitig die Frage, was sie dagegen tun können.

Medikamente gegen Haarausfall | Schale mit weißen Pillen neben grünen Blättern
Motto: Viel hilft viel. Mittel gegen Haarausfall sollen täglich eingenommen werden, damit sie ihre Wirkung entfalten. © unsplash

Eine Recherche im Internet führt zu diversen Medikamenten, die Besserung versprechen, den Haarausfall stoppen oder sogar neue Haare nachwachsen lassen wollen. Im Folgenden finden Sie eine Übersicht von Medikamenten, die gegen Haarausfall helfen sollen.

Nahrungsergänzungsmittel und Vitamine gegen Haarausfall

Wenn die Ursache des Haarausfalls ein Nährstoffmangel ist, dann können Nährstoffpräparate tatsächlich gegen Haarausfall wirksam sein. Eine gute Nährstoffversorgung der Haare ist wichtig, damit diese gesund wachsen und den Haarzyklus in voller Länge durchlaufen können. Durch diese Mittel werden den Haarwurzeln Vitamine zugeführt sowie Omega-3-Fettsäuren und Mineralstoffe wie Zink. Diese Nahrungsergänzungsmittel verbessern die Haardichte und das Haarwachstum.

Biotin gegen Haarausfall

Biotin oder B7 wird für die Einnahme bei Haarausfall empfohlen. B7 ist ein wichtiger Baustein im Körper, der an Stoffwechselprozessen, an der Verdauung oder dem Herz-Kreislauf beteiligt ist. Es trägt auch zur Erhaltung gesunder, normaler Haare bei. Biotin kann nicht vom Körper selbst produziert werden, sondern wird über die Ernährung aufgenommen. Es ist zwar in sehr vielen Nahrungsmitteln wie beispielsweise in Erdnüssen, in Brie-Käse oder in Rinderleber enthalten, aber meist nur in sehr geringer Menge. Die empfohlene Mindestmenge beträgt 50 µg täglich.

Durch eine unausgewogene Ernährung kann es zu einem Biotinmangel kommen. Zu den Symptomen eines solchen Mangels gehören unter anderem Haarausfall, Appetitlosigkeit, Infektanfälligkeit und Depressionen. Diesen Mangelerscheinungen können Sie durch die Einnahme von Biotin-Präparaten entgegenwirken, die meist als Kombipräparate zusammen mit Zink und Selen erhältlich sind. Biotin ist sehr gut verträglich, kann aber nur bedingt und nicht bei allen Arten von Haarausfall helfen.

Medikamente gegen Haarausfall | Tabletten, Pillen und Kapseln
Ein großer, unübersichtlicher Markt: Medikamente mit unterschiedlichen Wirkstoffe gegen Haarausfall sind erhältlich. © Pixabay

Medikamente gegen Haarausfall mit dem Wirkstoff Finasterid

Finasterid ist ein bekannter Werkstoff, der Hilfe gegen den Haarausfall verspricht. Finasterid ist ein sogenannter 5-Alpha-Reduktasehemmer, der darauf ausgelegt ist, die Aktivität bestimmter Enzyme zu unterbinden.

Wirkung von Finasterid

Insbesondere erblich bedingter Haarausfall entsteht durch die Umwandlung des Testosterons in Dihydrotestosteron (DHT). Die Haarwurzeln sind durch ihre erbliche Anlage empfindlich gegenüber DHT und werden in ihrer Funktion gestört. Wenn der DHT-Spiegel im Blut steigt, dann steigt auch die Gefahr für vermehrten Haarausfall. Finasterid soll diesen Prozess stoppen und damit einen weiteren Haarausfall verhindern.

Einnahme von Finasterid

Finasterid ist nur zur Behandlung des männlichen Haarausfalls geeignet. Medikamente mit diesem Wirkstoff gibt es nur auf Rezept, so dass sich Männer in ärztliche Behandlung begeben müssen, wenn Sie Finasterid einnehmen wollen. Es muss einmal am Tag eine Tablette geschluckt werden.

Die Stiftung Warentest hat diesen Wirkstoff im Jahr 2016 getestet. Das Ergebnis: Der Nutzen und die Risiken einer Langzeitanwendung sind bei jungen und gesunden Männern noch nicht ausreichend getestet worden.

Medikamente gegen Haarausfall mit dem Wirkstoff Minoxidil

Minoxidil ist ein Wirkstoff, der von Männern und Frauen eingenommen werden kann. Er soll den Haarausfall nicht nur stoppen, sondern das Haarwachstum nachhaltig fördern können. Minoxidil gibt es in unterschiedlichen Darreichungsformen. Sie können es als Schaum für die Haare oder auch als Lösung für die Kopfhaut kaufen. Auch ein Spray ist für Männer und Frauen erhältlich.

Einnahme von Minoxidil

Empfohlen wird Minoxidil für hormonell und erblich bedingten Haarausfall im Alter zwischen 21 und 49 Jahren. Das Präparat muss zweimal am Tag morgens und abends aufgetragen werden. Dabei wird es leicht mit den Fingerspitzen eingerieben, um seine volle Wirkung entfalten zu können.

Wirkung von Minoxidil

Minoxidil ist ursprünglich ein Mittel gegen Bluthochdruck gewesen. Dabei stellte man fest, dass als Nebenwirkung dieses Wirkstoffs bei den Patienten ein vermehrter Haarwuchs auftrat. Dieser Effekt konnte von der Wissenschaft bis heute noch nicht vollständig aufgeklärt werden. Man geht davon aus, dass das Haarwachstum durch die bessere Durchblutung der Kopfhaut erzielt wird.

Man unterscheidet zwischen Minoxidil für Frauen und Minoxidil für Männer. Für Frauen sind die Präparate mit 2% des Wirkstoffs versehen, bei den Präparaten für Männer sind es 5%.

Die Stiftung Warentest hat die Wirkung von Minoxidil getestet und ist zu dem Ergebnis gekommen, dass es besonders effektiv ist, wenn der Haarausfall noch nicht lange anhält. Je früher die Betroffenen mit der Anwendung beginnen, desto größer sind die Erfolgschancen. Der Nachteil: Der Effekt hält nur so lange an, wie das Mittel eingenommen wird. Nachteilig ist auch, dass es noch keine ausreichenden Daten gibt, um das Risiko einer Langzeitbehandlung einzuschätzen.

Medikamente gegen Haarausfall mit dem Wirkstoff Thiocynat

Der Wirkstoff Thiocyanat wurde an der Universität in Greifswald erforscht. Der Wirkstoff soll die Zelltätigkeit fördern. Es ist damit beispielsweise im Bereich der Wundheilung wirksam, aber auch bei fortschreitendem Haarausfall.

Wirkung von Thiocynat

Thiocyanat kommt auch natürlich in unserem Körper und in unseren Haaren vor. Allerdings ist es wasserlöslich und wird daher regelrecht bei jeder Haarwäsche aus den Haaren herausgeschwemmt. Die Idee ist es also, die Haare mit Thiocynat wieder von außen aufzufüllen.

Bislang gibt es keine nennenswerten Nebenwirkungen des Wirkstoffs und erste Studien bescheinigen positive Resonanz. Es fehlen allerdings noch Langzeitstudien auch zum Thema einer dauerhaft guten Verträglichkeit. Es funktioniert allerdings nur dann, wenn noch Haare da sind. Auf einer Glatze angewendet, kann es keine volle Haarpracht wieder zurückzaubern.

Anwendung von Thiocynat

Das gleichnamige Medikament wird immer zu einer bestimmten Tageszeit auf die betroffenen Stellen der Kopfhaut aufgetragen. Wichtig ist, dass es immer nach dem Haarewaschen angewendet wird, da es Zeit braucht, um einwirken zu können. Idealerweise wird es also abends vor dem Schlafengehen aufgetragen.

Medikamente gegen Haarausfall | Kapseln oder Pillen
Tabletten, Kapseln oder Pillen – Medikamente gegen Haarausfall gibt in verschiedenen Formen © Pixabay

Die allgemeinen Nachteile von Medikamenten gegen Haarausfall

Ob die Medikamente gegen den Haarausfall wirklich helfen können, ist immer von individuellen Faktoren und auch den Ursachen des Haarausfalls abhängig. Während Nahrungsergänzungsmittel nichts gegen den anlagebedingten Haarausfall ausrichten können, sind dagegen Medikamente mit Wirkstoffen wie Finasterid, Minoxidil und Thiocynat vielversprechender.

Ein großer Nachteil besteht allerdings bei allen Medikamenten gegen Haarausfall darin, dass sie dauerhaft eingenommen werden müssen. Werden sie abgesetzt, dann beginnt in aller Regel auch wieder der Haarverlust.

Ein zweiter entscheidender Nachteil ist der finanzielle Aspekt. Alle Medikamente gegen Haarausfall kosten im Monat durchschnittlich 40,00 Euro. Zusammengerechnet auf das Jahr kommen hohe Summen zusammen.

Ein weiterer Nachteil besteht darin, dass für einige Wirkstoffe noch keine Langzeitstudien vorliegen. Eine gesundheitliche Gefahr ist also nicht ausgeschlossen.

Übernehmen die Krankenkassen die Kosten für die Medikamente gegen Haarausfall?

Nein. Haarausfall wird von den Krankenkassen als rein kosmetisches Problem angesehen. Nur wenn der Haarausfall als Folge einer schweren Erkrankung oder eines Unfalls aufgetreten ist, haben Sie Chancen, das Geld für Medikamente gegen den Haarausfall zumindest anteilig wieder zurück zu bekommen.

Helfen Shampoos gegen Haarausfall?

Glaubt man der Werbung, dann können spezielle Shampoos die Probleme mit dem Haarausfall lösen. Aussagen wie „bis zu 97% weniger Haarverlust“ lösen bei den Betroffenen Hoffnung aus. Die Shampoos sollen durch ihre Inhaltsstoffe die Haarwurzel stärken. Sie enthalten Wirkstoffe wie Biotin, Arganöl oder Koffein, die die Haarsubstanz stärken sollen. Gleichzeitig soll durch die Anwendung die Kopfhaut stärker durchblutet und so der Haarverlust vermieden werden.

Verbraucher greifen auch deswegen häufig zu den Shampoos, weil die Anwendung sehr einfach und wesentlich günstiger ist als die Einnahme von Medikamenten oder die Behandlung der Kopfhaut mit diversen Mittelchen.

Die Zeitschrift Ökotest hat verschiedene Shampoos getestet. Unter den insgesamt 20 Produkten konnte die Tester aber keines überzeugen. Einige enthielten sogar Schadstoffe, die sich negativ auf den Organismus auswirken können. Kein einziges Shampoo gegen Haarausfall konnte wirklich nachweislich etwas gegen die Alopezie ausrichten.

Wann ist eine Haarverpflanzung sinnvoll?

Ob eine Haartransplantation sinnvoll ist, hängt immer von der Ursache für den Haarausfall ab. Wenn beispielsweise eine Erkrankung oder eine Mangelernährung hinter dem Haarausfall steckt, dann muss zunächst diese Ursache bekämpft werden. Oft wachsen im Anschluss die Haare wieder nach.

Bei einem erblich bedingten Haarausfall oder wenn die Haare aufgrund des Alters ausfallen, dann besteht meist keine Hoffnung mehr, dass Lücken im Haar sich von allein wieder schließen. In diesem Fall kann eine Haarverpflanzung dabei helfen, dass die Betroffenen sich wieder wohlfühlen mit ihrem Aussehen.

Eine weitere Voraussetzung für eine Haarverpflanzung ist, dass sich am Kopf noch gesunde Haarfollikel befinden. Diese werden bei der Haartransplantation entnommen und an den betroffenen Stellen wieder eingepflanzt (Eigenhaartransplantation). Sie wachsen dort an und bilden mit etwas Glück zeitlebens neue Haare.

Selbst wenn der Patient nur noch einen kleinen Haarkranz hat, kann mit einer Haartransplantation noch ein gutes Ergebnis erzielt werden. Der Eingriff erfolgt ambulant. Dank moderner Methoden wie der FUE-Technik entstehen keine großen Wunden oder Narben.

Wichtig ist, dass sich der Patient für einen guten, erfahrenen Arzt entscheidet. In diesem Fall kann eine Anwachsrate von ca. 90% erreicht werden. Die Vorteile einer Haartransplantation gegenüber der Medikamenteneinnahme sind am Ende gravierend. Ein einmaliger Eingriff reicht in der Regel aus, um dauerhaft gute Ergebnisse zu erzielen. Medikamente müssen über einen sehr langen Zeitraum oder sogar dauerhaft eingenommen werden und verursachen jeden Monat hohe Kosten.