Kreisrunder Haarausfall – schwierig zu diagnostizieren und mit viel Geduld zu behandeln
Zeigen sich plötzlich runde, kahle Stellen auf dem Kopf, handelt es sich meistens um erste Anzeichen des sogenanntem kreisrunden Haarausfalls (Alopecia areata). Dies ist eine krankhafte Variante des Haarverlusts. Nachfolgend werden mögliche Auslöser, Symptome und Möglichkeiten der Therapie beschrieben.
Was bedeutet kreisrunder Haarausfall?
Alopecia areata ist krankhaft und bewirkt im Haar runde, ausgedünnte Muster. Dieses Phänomen tritt bei fast 2 Prozent aller Leute einmal im Leben auf. Kreisförmiger Haarausfall trifft Frauen wie auch Männer gleichermaßen. Hauptsächlich sind jedoch jüngere Menschen und Kinder davon betroffen. Denn ungefähr 80 Prozent aller Patienten erleiden diese Art Haarausfall vor ihrem 40. Lebensjahr. Hiervon sind sogar 50 Prozent noch keine 20 Jahre alt.
Symptome
Bei dieser Variante von Alopezie entdecken Patienten urplötzlich etwa münz-große, ausgedünnte Stellen im Haarwuchs. Häufig zeigen sich diese Merkmale am Hinterkopf, Männer können allerdings auch oft in ihrem Bart runde Ausdünnungen feststellen. Die Haut darunter ist nicht gerötet, sie zeigt sich meistens eher sehr hell. Schuppige und juckende Haut ist tritt normalerweise nicht auf.
Typisch für kreisrunden Haarausfall sind jedoch sogenannte Ausrufezeichen-Haare, die rund um die kahle Stelle herum wachsen. Die Form des Haares zeigt sich zur Hautpore hin dünner und lässt sich leicht herausziehen. Als Begleiterscheinung von Alopecia areata können sich Rillen auf den Fingernägeln zeigen.
Diagnose
Um eine sichere Diagnose zu erhalten, sollten Betroffene neben ihrem Hausarzt, auch einen Dermatologen konsultieren. Dieser untersucht die Kopfhaut sowie Blut, Körperhaare und Nägel genau. Durch die Untersuchungen lassen sich beispielsweise Hormonstörungen, Vergiftungen und Hauterkrankungen ausschließen. Ist die Diagnose Alopecia areata endgültig, werden die Auslöser der Erkrankung gesucht.
Mögliche Gründe für kreisrunden Haarausfall
Da die exakte Ursache von kreisförmigem Haarausfall bisher nicht geklärt ist, gehen viele Mediziner von einem Defekt im Immunsystem aus. Hierbei bekämpfen eigene Abwehrzellen die eigenen Haarwurzeln. Dies ähnelt einer Autoimmun-Erkrankung und löst ebenfalls eine Entzündung aus. Dadurch stoppt das Wachstum der Haare, sie fallen letztendlich aus.
Bei manchen Familien lässt sich Alopecia areata vermehrt beobachten. Daher kann es sein, dass diese Art Haarausfall auch auf genetischer Veranlagung beruhen kann.
Kreisförmiger Haarausfall durch dauerhaften Stress
Auch wenn noch keine wissenschaftlichen Studien zu psychischen Faktoren bei Alopecia areata erstellt wurden, sollten diese miteinbezogen werden. Oft lässt sich bei Patienten beobachten, dass kreisförmiger Haarausfall speziell nach dauerhaftem Stress oder enormen psychischen Belastungen in Erscheinung tritt. Todesfälle, Prüfungsphasen oder Beziehungsstress können den Haarausfall ebenfalls verstärken.
Kreisförmiger Haarausfall bei Kindern
Kahle Flecken zeigen sich sehr oft schon bei Kindern unter zehn Jahren und jüngeren Erwachsenen. Diese Situation kann für die ganze Familie psychisch sehr belastend sein. Alopecia areata zeigt sich beispielsweise oft kurz vor der Einschulung. Hierbei kann möglicherweise die Trennung von zu Hause als extreme psychische Belastung empfunden werden und begünstigt kreisförmigen Haarausfall.
Weitere Ursachen für Alopecia areata bei Kindern und Jugendlichen können Vitaminmangel, ungesunde Ernährung allgemein oder die verwendete Haarpflege sein.
Kreisrunder Haarausfall – Verlauf und Dauer
Da Alopecia areata eine sehr individuelle Reaktion des Körpers ist, sind Verlauf und Dauer der Erkrankung nur höchst schwer einzuschätzen. Kreisförmiger Haarausfall kann übergangslos auftreten und sich auch zügig ausbreiten. Mediziner unterscheiden Alopecia areata deshalb in mehrere Grade:
- Grad 1: Anfangsstadium mit vereinzelten ausgedünnten Stellen, unter 30 Prozent der Kopfhautfläche ist betroffen
- Grad 2: mehrere Kahlstellen, über 30 Prozent der Fläche ist betroffen
- Grad 3: kreisförmiger Haarausfall hat sich am kompletten Kopf ausgebreitet
- Grad 4: Haarausfall am gesamten Kopf wie auch am Körper (Wimpern, Augenbrauen und Körperbehaarung).
Eine gute Nachricht gibt es dennoch, das Wachstum der Haare ist bei Alopecia areata zwar gestoppt, die Haarfollikel sind trotzdem noch vorhanden. Einige Monate später können die Haare eigenständig wieder nachwachsen, sodass eine spezielle Therapie gar nicht nötig ist.
Der komplette Erneuerungsprozess kann jedoch auch über mehrere Monate bis einige Jahre dauern. Erste neue Haare sind lediglich ein Haarflaum, also eher hell, kurz und sehr zart. Später erreichen die Haare wieder mehr Länge, sind jedoch noch wenig pigmentiert. Erst nach einer gewissen Zeit zeigen die Haare ihre ehemalige Farbe wieder neu. Allerdings kann kreisrunder Haarausfall jederzeit zurückkehren.
Alopecia areata – was ist wirklich hilfreich?
Mediziner empfehlen deshalb erst einmal für drei bis sechs Monate abzuwarten. Die Selbstheilungskräfte des Körpers können in dieser Zeit den Haarverlust meistens von allein stoppen.
Nach einigen Monaten sinnloser Wartezeit werden häufig Cremes und Tinkturen mit Kortison empfohlen. Ärzte verschreiben Kindern mit Alopecia areata oftmals Zink, da dieses Mittel das Immunsystem reguliert und Fehlinformationen des Immunsystems ausgleicht. Vorteilhaft ist hierbei, dass bei Zink kaum Nebenwirkungen auftreten.
Schwere Fälle von kreisförmigem Haarausfall können auch mit einer topischen Immuntherapie behandelt werden. Hierbei wird ein Kontakt-Allergen (DCP/Diphenylcyclopropenon) auf die Kopfhaut aufgetragen, um dort gezielt eine Allergie auszulösen. Dadurch soll das Immunsystem abgelenkt werden und primär diese Entzündung bekämpfen. Die Haare können zur Ruhe kommen und wachsen wieder weiter. Diese spezielle Behandlung darf nur von fachlich versierten und erfahrenen Ärzten vorgenommen werden.
Geduld ist gefragt
Gesundes, dichtes Haar ist gerade für Frauen meistens sehr wichtig. Tritt jedoch Alopecia areata auf, kann sich das sehr belastend auswirken. Bei Frauen und Männern können sich sogar Depressionen entwickeln. Kappen, Mützen und Tücher oder eine geschickte Frisur können die ausgedünnten Stellen kaschieren und das Selbstbewusstsein stärken.
Gesunde Ernährung, Stressminderung und eine Psychotherapie sollte mit dem Hausarzt besprochen werden. Selbsthilfegruppen sind ebenfalls eine Alternative, um die Situation besser in den Griff zu bekommen.